Ein weißes Blatt Papier - ein unbeschriebenes Blatt, das noch alle Möglichkeiten in sich trägt - das ist der Ausgangspunkt dieses Buchprojekts.

Weiß ist ebenso die Summe aller Farben des Lichts, verkörpert physikalisch gesehen also nicht das Nichts sondern Alles. Doch was verbirgt sich in der weißen Fläche, in der Abwesenheit des Motivs? Welche Möglichkeiten bieten sich in dem fehlenden Inhalt?
Der Titel ABSENT WITHOUT OFFICIAL LEAVE bezieht sich auf das englische Akronym AWOL und dessen Sprachgebrauch going AWOL, was im ursprünglichen Sinn soviel wie Fahnenflucht begehen bedeutet. Heutzutage wird der Terminus in der alltäglichen Verwendung eher als unentschuldigtes Fehlen gebraucht. In den abgebildeten Fotografien wird dieses Fehlen zum Thema an sich, die Arbeiten befinden sich in einem medialen Zwischenstadium von Inhalt bzw. Gezeigtem und dessen Abwesenheit.

Die Fotografien thematisieren industrielle und urbane Räume und wurden alle vom Künstler selbst aufgenommen. Die Orte der Entstehung bleiben jedoch unbenannt, um keine bekannten Assoziationen hervorzurufen und dem Betrachter somit die Möglichkeit zur eigenständigen Ergänzung vollkommen offen zu lassen. Es stellt sich die Frage, was ursprünglich in der weißen Fläche abgebildet wurde. Das Weiß übernimmt dabei die Funktion einer reinen, neutralen und „unschuldigen“ Fläche, die in ihrer Klarheit die Vorstellungskraft des Betrachters herausfordert. Diese Öffnung bzw. Bereinigung des (Bild-) Raumes erzeugt mehr Freiheit und Platz - Platz für die Natur in Zeiten der „physischen Urbanisierung“? Ein Spiel mit dem Ungreifbaren. Das Fehlen des Bildmotivs wirkt hierbei zugleich als eigenständige ästhetische Komposition und lässt neue Bildwelten fernab der ursprünglichen Aufnahme entstehen.